Ein Vergebungsritual in fünf Schritten

Fangen wir zuerst einmal damit an, warum du anderen und dir selbst unbedingt verzeihen solltest und was das überhaupt bedeutet:

Wohl jeder von uns hat in seinem Leben schon einiges an seelischen Wunden und Schrammen abbekommen. In der Familie, in der Liebe, in der Schule, in der Arbeit, in Freundschaften oder anderen Beziehungen.

Manche Verletzungen sind gut verheilt, andere erfolgreich verdrängt und einige schleppen wir lange mit uns herum.

Wenn uns jemand sehr verletzt oder schlecht behandelt hat, ist aus ganzem Herzen zu verzeihen nun einmal nicht immer leicht. Da ist Wut, da ist Enttäuschung, da ist Trauer oder vielleicht auch nur ein leiser Groll, denn wir nicht so einfach loswerden.

Vielleicht gehörst du auch zu der Sorte Mensch, die anderen sehr schnell vergibt, aber mit sich selbst hart ins Gericht geht. Heißt, du verzeihst dir deine eigenen Fehler nicht.

Drei Punkte möchte ich hier mal ansprechen, die oft missverstanden werden, wenn´s um das Thema Vergeben geht – egal ob anderen oder dir selbst. Damit sollte es schon einmal etwas einfacher werden, zu verzeihen und alte Wunden wirklich heilen zu lassen.

Verzeihen und 3 häufige Missverständnis

1. Recht haben oder glücklich sein

Vergeben heißt nicht, alles gutzuheißen oder zu beschönigen, was jemand getan hat, und bedeutet nicht, dass dein Empfinden – wie z.B: deine Wut, deine Enttäuschung oder deine Traurigkeit darüber – falsch ist.

Deine Gefühle mögen durchaus gerechtfertigt sein. Aber es macht keinen Sinn daran festzuhalten, wenn du glücklich sein möchtest.

Dem Übeltäter das Fehlerverhalten nicht zu verzeihen erscheint zwar manchmal wie eine natürliche und vollkommen gerechte Strafe – die Rache für den erlittenen Schmerz. Doch übersehen wir dabei den wahren Effekt: Nicht zu verzeihen und zu vergeben ist schädlich! Möglicherweise für den anderen. Aber den größten Schaden haben wir dadurch in jedem Fall selbst!

Was immer du in deinem Leben nicht bereit bist zu vergeben – sei es anderen Menschen oder dir selbst (!) – trägst du als Ballast mit dir herum. Wie einen Rucksack mit großen Steinen, die dich daran hindern unbelastet und frei deinen Weg zu gehen. Je weniger du bereit bist, zu verzeihen, desto schwerer machst du dir dein eigenes Leben. Desto schwerer fällt es dir, voll zu leben und leicht zu sein.

2. Was in unserer eigenen Macht liegt

Wir können die Vergangenheit und das, was passiert ist, nicht ändern. Das liegt nicht in unserer Macht und das wissen wir alle.

Die Menschen, die uns in der Vergangenheit verletzt haben, können aber nicht darüber bestimmen, ob wir selbst ein glückliches, volles und erfülltes Leben leben. Das bestimme in meinem Leben ich und in deinem Leben du. Und diese Macht kann uns niemand wegnehmen. Mir nicht und dir nicht!

Zu Verzeihen bedeutet, dass du die Entscheidung triffst:

Ich bin nicht bereit, aufgrund deines Verhaltens (noch länger) zu leiden. Ich übernehme die Verantwortung für mein Glück und für mein Leben und mache jetzt das Beste daraus!

Es liegt auch nicht in deiner Macht, deine eigenen Fehler rückgängig zu machen:

Was immer du getan hast, du hast dich so verhalten, wie es dir in diesem Augenblick möglich war – entsprechend deiner Lebenserfahrungen, deiner Wahrnehmung der Situation, deiner momentanen inneren Verfassung und deines Gegenübers. Möglicherweise hätte es bessere Verhaltensweisen geben, aber die waren für dich nicht parat und nicht abrufbar.
Statt dir Selbstvorwürfe zu machen, dich schuldig zu fühlen und dir selbst nicht zu verzeihen, geht es darum, zu akzeptieren, was geschehen ist und wie du dich verhalten hast und daraus zu lernen, wie du dich jetzt oder beim nächsten Mal verhalten möchtest.
Da kannst dir überlegen, ob und wie du den Fehler wieder gutmachen könnest und wie du so einen Fehler in Zukunft vermeidest. Das liegt in deiner Macht und macht Sinn, wo hingegen mit Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen niemandem gedient ist.

3. Annehmen statt loswerden wollen

Zu vergeben bedeutet nicht, dass du alles vergisst, was passiert ist. Beim Verzeihen geht es auch nicht darum, alte Wunden und Verletzungen (endlich) loszuwerden. Sie sind ein Teil unserer Geschichte und haben einen wesentlichen Teil dazu beigetragen, dass wir heute der Mensch sind, der wir nun einmal sind.

Ob uns das bewusst ist oder nicht:
An unseren schweren Erfahrungen sind wir gewachsen!

Wenn wir das erkennen und annehmen (und im Idealfall – ich weiß das ist manchmal viel verlangt – sogar rückblickend noch dankbar sein können für diese Erfahrungen), dann können wir wirklich Frieden schließen mit der Vergangenheit und innere Ruhe finden.

Wir können aufhören, die alten Geschichten immer wieder aufzuwärmen und so die Erinnerung immer wieder wachzurufen und selbst in unseren Wunden zu bohren. Stattdessen können wir uns bewusst machen, dass wir weit mehr sind als unsere Geschichte.

Deine wahre Essenz – wer du wirklich bist – ist unendlich vielmehr als irgendeine Erfahrung aus deiner Vergangenheit.

Dein wahres Selbst ist unverletzlich und vollkommen heil.

Vielleicht klingt das jetzt komisch für dich, aber gerade die schwierigsten Erfahrungen in deinem Leben haben das Potenzial, das Beste in dir hervorzuholen und dich erkennen zu lassen, wer du wirklich bist und was in dir steckt!

Soviel zur Klarstellung. Bist du bereit? So geht´s:

Vergebungsritual: In 5 Schritten verzeihen & loslassen

Schritt 1: Nimm dir Zeit, um herauszufinden, was und wem du noch nicht vergeben hast.

Schreib dir erst einmal die Namen der Menschen auf, die dich in deinem Leben enttäuscht, verletzt oder gekränkt haben, auf die du vielleicht wütend oder nicht gut zu sprechen bist oder bei denen du das Gefühl hast, dass es noch etwas zu verzeihen gibt.

Notiere dir außerdem alles, was du dir vielleicht selbst (noch) nicht vergeben hast.

Wundere dich nicht darüber, was da alles zu Tage tritt. Vielleicht erinnerst du dich auch an Ereignisse, die du meinst, längst vergessen zu haben.

Wenn du fertig bist, schau dir deine Liste an und frag dich:

  • Was ist wirklich erledigt und wo trag ich noch etwas mit mir rum?

Einige Namen wirst du gleich wieder von deiner Liste streichen können, weil es da wirklich nichts mehr zu verzeihen gibt, alte Geschichten bereinigt sind oder du heute sogar darüber lachen kannst.

Mit den Menschen und deinen Punkten, die übrigbleiben, gehst du einzeln die nachfolgenden Punkte durch.

Schritt 2:  Schreib dir die Erinnerung von der Seele.

Bring auf Papier, was genau passiert ist, wie du dich gefühlt hast und was das Schlimme daran war. Notiere dir alles, was du jetzt loswerden willst. Denk nicht lang nach, wie du die Dinge formulierst, sondern lass es einfach raus, wie es kommt.

Bekanntlich gehören in den meisten (aber nicht in allen!) Situationen, die „schief“ laufen, zwei dazu. Schreib also auch auf, was vielleicht dein eigener Beitrag in dieser Geschichte war – auch wenn er noch so klein war.

Am Schluss ergänze den Satz: Wenn du wüsstest, warum sich dieser Mensch so verhalten hat, dann ist das, weil…

Schritt 3: Heil dich mit einem Vergebungsmantra.

Alles ist mit Allem verbunden. Was immer da draußen in der Welt passiert und was wir erleben, hat in irgendeiner Form mit uns selbst zu tun. Erst wenn wir die volle Verantwortung für unser Leben übernehmen. kommen wir wirklich in unsere Macht und in unseren Flow.

Gerade wenn es um Vergebung geht, gilt es sich selbst aus der Opferrolle zu befreien, alte Verbindungen und Verstrickungen zu (er)lösen und schmerzhafte Erinnerungen zu transformieren. Mit anderen Worten geht es darum, sich selbst zu heilen. Dabei hilft ein Vergebungsmantra.

Ich nutze gerne eine vereinfachte Form von Ho´oponopono – einem alten Vergebungsritual aus Hawaii. Dabei wiederholst Du immer wieder die Sätze:

  • Es tut mir leid – in mir.
  • Ich verzeih dir – in mir.
  • Ich liebe dich – in mir.
  • Ich danke dir.
  • Ich übergebe die Angelegenheit Gott (dem Universum, der höheren Ordnung oder der Liebe)
  • Ich bin bereit ein Wunder zu bezeugen.

Du reinigst dich mit diesem Mantra von dem, was in deinem Energiefeld gespeichert ist und du mit der betreffenden Person und dem alten Ereignis verbindest. Du verzeihst dir – und in dir – und bist bereit, loszulassen und das göttliche Prinzip (oder welchen Namen du verwenden möchtest) um Wandlung zu bitten.

Schritt 4: Mach ein Loslass-Ritual

Nimm das Papier mit deinen Erinnerungen und verabschiede dich davon auf deine Weise. Du kannst es zum Beispiel verbrennen, zerreißen oder als Schiffchen in den nächsten Fluss setzen.

Schritt 5:  Entdecke das Geschenk.

Nachdem du symbolisch losgelassen hast, frag dich:

  • Was habe ich daraus gelernt?
  • Wozu könnte es vielleicht sogar gut gewesen sein?
  • Wie hilft mir diese Erfahrung jetzt, um gestärkt in die Zukunft zu gehen?
Die 5 Schritte als PDF zum Downloaden: Vergebungsritual

Wenn du diese Schritte wirklich machst  – nicht nur liest 🙂 – wirst du dich befreit fühlen und spüren, dass dein Rucksack ein gutes Stück leichter geworden ist. Du wirst deutlich mehr Energie haben und mehr im Flow sein.

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