Die Hungerskala

Hunger ist ein primärer Trieb – eine angeborene, zielgerichtete Kraft, die in deiner DNA angebaut ist und dich dazu bringt, zu essen. Schließlich musst du essen, um zu überleben. Die Natur stellt sicher, dass du das tatsächlich tust.

Mit dem Hungergefühl meldet dein Körper beziehungsweise dein Gehirn, dass ein Energiemangel besteht, der ausgeglichen werden muss. Punkt.

Hunger ist deine innere Tankuhr

Hunger ist wie eine Tankanzeige. Wenn der Zeiger der Tankuhr in den roten Bereich fällt, wird es höchste Zeit, Treibstoffe zu besorgen. Das weiß jeder Autofahrer und niemand, der halbwegs bei Verstand ist, würde einfach weiterfahren und aufs Tanken pfeifen.

3 Fehler im Umgang mit Hunger

Mit diesem Vergleich im Kopf schauen wir uns gleich mal 3 Fehler an, die viele Frauen, die abnehmen wollen, machen.

1. Mahlzeiten ausfallen lassen

Viele streichen Mahlzeiten oder lassen das Essen ausfallen, obwohl sie hungrig sind. Das heißt, der Körper beziehungsweise das Gehirn meldet Hunger und das wird ignoriert.

Das ist, als würdest du die Tankanzeige im Auto nicht beobachten und einfach weiterfahren. Während dein Auto irgendwann auf der Strecke liegen bleibt, sorgt dein Körper und dein Gehirn dafür, dass dir das nicht passiert: Du wirst immer hungriger.

2. Hunger mit Willenskraft bekämpfen

Viele versuchen mit Willenskraft, ihren Hunger zu kontrollieren und zu unterdrücken. Einen primären Lebenstrieb können wir aber niemals mit unserem Willen unter Kontrolle haben.

Das glaubst du nicht? Dann denk mal an deinen Atem: Selbst, wenn du noch soviel Willenskraft hast, wirst du es nicht schaffen, länger als ein, zwei Minuten (als Profitaucher vielleicht ein bisschen mehr) NICHT zu atmen. Und du wirst nach diesem „Stop“ förmlich nach Luft schnappen und so tief atmen wie schon lange nicht mehr.

Dasselbe gilt beim Schlaf. Der Weltrekord beim Wachbleiben liegt bei 11 Tagen. Du und ich, wir werden wohl wesentlich schneller vom Schlaf übermannt – egal wieviel Willenskraft wir aufbringen. Und nach einem Schlafentzug werden wir besonders lang pennen. Der Körper holt sich, was er braucht.

Das gilt auch beim Essen. Und nebenbei bemerkt: Deine Auto fährt auch nicht mit deiner Willenskraft ?!

3. Sich am Diätplan statt am Hunger zu orientieren

Bei den meisten Diäten isst man nicht, wenn man Hunger hat. Man isst, wann und wie es eben in der Diät vorgeschrieben ist. Bei Diäten mit einem hohen Kaloriendefizit, heißt das oft, a.) hungern und b.) den Körper nicht mit den nötigen Nährstoffen zu versorgen. Beides führt über kurz oder lang dazu, dass das Gehirn ständig „Hunger“ meldet und nach Nahrung schreit.

Es ist, als würdest du nicht auf deine Tankanzeige schauen, um zu sehen, wann und wieviel du tanken musst, sondern dich beim Tanken an einen vorgegeben Plan halten, egal was dein Auto und dein Tank brauchen.

Hunger wird zu Heißhunger

Das große Problem: Wenn du nicht isst, wenn du hungrig bist, wird Hunger zu Heißhunger. In der Praxis hört sich das dann oft so an:

„Den ganzen Tag hab ich mich so beherrscht und wenig gegessen und dann…. „

Heißhunger führt bekanntlich zu unkontrollierten Essanfällen und Überessen. Je hungriger wir sind, desto intensiver verlangt der Körper nach hochkalorischen Lebensmitteln – i.e. Pizza, Burger, Schokolade & Co. Diesem Dang können wir kaum widerstehen.

Das heißt aber auch umgekehrt, die beste Medizin, um Heißhungeranfälle und die damit verbundenen Essanfälle vorzubeugen ist – tatarata: ESSEN!

Hast du das gehört: Essen ist die beste Möglichkeit, deinen Hunger zu „kontrollieren“.

Iss, wenn du hungrig bist!

Immer wieder wirst du zu lesen bekommen, das natürlich schlanke Menschen genau das tun:

Natürlich Schlanke essen, wenn sie Hunger haben – und nur, wenn sie Hunger haben.

Um ehrlich zu sein, kenne ich genug schlanke Menschen, die nicht nur essen, wenn sie Hunger haben. Nichtsdestotrotz ist die Regel super. Es lohnt sich wirklich auf dein Hungergefühl genauso wie auf eine Tankanzeige zu hören.

Wenn du schon einige Diäten hinter dir hast, versuchst dein Essverhalten mit dem Kopf zu steuern oder ständig ans Abnehmen denkst, ist die Wahrscheinlichkeit allerdings groß, dass du den Kontakt zu deinem Hungergefühl verloren hast. Gar nicht mehr richtig wahrnimmst, ob du Hunger hast oder nicht.

Hunger ist kein digitales Gefühl. Hunger ist nicht entweder da oder nicht da. Das Hungergefühl steigert sich vielmehr langsam, je länger wir nichts essen, und nimmt wieder ab, wenn wir etwas essen. Um deine innere Hunger-Anzeige wieder wahrzunehmen, hilft die sogenannte Hunger-Skala.

Die Hunger-Skala

Auf einer Skala von 1 bis 10 kannst du wie auf einer Tankuhr dein Sättigungsgefühl bzw. deinen Hunger einschätzen.
Halte im Laufe des Tages – und vor allem bevor du etwas isst – immer wieder kurz inne und frag dich:

Wo stehe ich auf der Hunger-Skala?

hunger-skala

Der rote Bereich

0 Du bist kurz vorm Verhungern und körperlich schon total geschwächt vor Hunger.
1 Du fühlst dich ausgehungert und gierst schon nach Essen.
2 Du bist sehr hungrig. Dein Magen knurrt lautstark und du denkst schon nur noch ans Essen.
3 Du hast richtig Hunger. Dein Magen fühlt sich leer an und knurrt schon ein wenig.
4 Du bist ein bisschen hungrig.

Je tiefer du in den roten Bereich rutscht, desto größer wird die Gefahr, dass du zu viel, zu schnell und das „Falsche“ isst und am anderen Ende der Skala landest.

Iss spätestens, wenn dein Hunger bei 3 angelangt ist. Aber auch bei 4 kannst du mit besten Wissen und Gewissen etwas – am besten natürlich etwas nährstoffreiches und keinen Junk – zu dir nehmen.

Der neutrale Bereich

5 Neutral – Du hast bist nicht satt, aber auch nicht hungrig.

Der orangene Bereich

6 Du bist angenehm satt und zufrieden und fühlst dich wohl.
7 Du fühlst dich richtig schön sattgegessen.
8 Du fühlst dich ziemlich voll.
9 Du bist vollgefressen und der Bauch tut weh.
10 Du fühlst dich total überfressen und elend.

Im orangenen Bereich hat dein Körper keinen Bedarf nach Nahrung.

Je öfter du isst, ohne hungrig zu sein, und je öfter du tief in den orangenen Bereich hineinrutscht (du dich vollfrisst), desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass du zunimmst statt ab. Damit erzähle ich dir mit Sicherheit nichts Neues.

Es gibt einige Gründe, die dahinter liegen können, warum du ohne Hunger bzw. weit über den Hunger isst. (Zu den emotionalen und mentalen Gründen in den nächsten Wochen mehr).
Jedenfalls ist ein Grund, der wirklich sehr weit verbreitet ist, dass du nicht rechtzeitig isst, wenn du Hunger hast. Damit hörst du ab sofort hoffentlich auf. Beziehungsweise wunderst oder verteufelst du dich selbst nicht mehr, wenn du deine „Hungeranzeige“ ignorierst und das in einem Fressanfall endet.

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2 Kommentar(e)

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ja, das habe ich auch schon so oft beobachtet, wie schlanke Menschen unglaublich viel essen ... und damit meine ich nicht nur die Jungen, die es für das Wachstum brauchen, nein, vor allem auch schlanke Frauen in meinem Alter (um die 50) ... und ich erblasse vor Neid, weil ich mir immer denke: wenn ich so viel essen würde, dann könnte ich mich bald rollen .....
hm, ich hab wirklich sehr das Vertrauen darin verloren, dass Essen "normal" ist ... und wir etwas zu essen brauchen, um mentale und körperliche Kraft zu haben .... was mir aber durch dein Retreat immer wieder hilft ist, mein Essen zu segnen und bevor ich anfange mit meinem Körper zu sprechen, dass er jetzt gutes bekommt ... sofern ich daran denke das zu tun ....
another time: I do my best ... Danke, Su für so viele gute Ideen, auch wenn ich beobachte, dass mich das tägliche Retreat auch ein wenig in Stress bringt möchte ich dennoch keine Lektion missen, denn die Summe aus all deinen so hilfreichen Lektionen macht eine Veränderung möglich.
Und was mir dabei ganz besonders hilft sind diese Kommentare, denn bevor ich schreibe hole ich mir nochmals ganz bewusst das Thema her und beschäftige mich nochmals damit - denn beim ersten Mal am Tag des Erscheinens der Lektion lese ich es oft nur einmal in der Früh, denke kurz daran und vergesse es dann im Trubel des Tages viel zu schnell ...
So gesehen ist Kommentare zu schreiben eine willkommene Möglichkeit eine Lektion zu vertiefen, stelle ich gerade mit Freude fest :-)))) Also, vielleicht schreibe ich ja nochmal von Anfang an ... wer weiß
DANKE jedenfalls, liebe Su

Su
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Liebe Gabriele, finde auch immer spannend, was für Erkenntnisse bei deinen Kommentaren drinstecken. Wow! Zu dem Thema "Schlanke können viel essen" kann ich morgen auch gerne ein paar Worte sagen. Bis morgen!